Klang-Raum: Ist da wer?

Besetzung
- Vivien Hohnholz
Regie - Christian Kemmetmüller
Licht - Anette Behr-König
Violine - Lenamaria Kühner
Violine und Konzept - Hayaka Komatsu
Viola - Inga Raab
Violoncello - Matthias Berkel
Horn
Ein Horn ruft – und wir folgen seinem Ruf: Wandernd, lauschend, suchend begeben wir uns auf eine klangliche Entdeckungsreise durch das Gebäude – durch Flure und Nischen, in sonst verborgene Räume, abseits der großen Bühne. Der Klang öffnet Türen, hinter denen sich bisher unerhörte Resonanzräume verbergen. In wechselnden Besetzungen – von Solo bis Quintett – erklingen hier Werke von Messiaen, Britten, Kodály, Bach und Glazunov, die immer wieder eine Frage in den Raum stellen:
„Ist da wer?“
Wer sich diese Frage stellt, sucht nach Verbindung – zwischen Musiker:innen und Zuhörenden, zwischen Einsamkeit und Resonanz, zwischen Räumen und dem Klang, der sie verbindet. In der Frage nach der Anwesenheit des Anderen schwingt die Hoffnung mit, nicht allein zu sein – eine Sehnsucht, zu hören und gehört zu werden. Vielleicht berührt sie damit sogar den Kern dessen, was Musik ausmacht.
Musik kann nicht nur den Raum zwischen Menschen öffnen und Verbindung schaffen, sondern uns auch in völlig neue, unbekannte Welten transportieren. Messiaens Appel interstellaire richtet sich fragend an die unendlichen Weiten des Alls: Ist da noch jemand – außer uns? Als „expandierendes Universum“ beschrieb der Pianist Glenn Gould auch Bachs Kunst der Fuge, und der Dirigent und Bach-Spezialist Helmuth Rilling schrieb über das Werk: „Es ist fast, als würde die Musik selbst eine Brücke ins Jenseits schlagen.“
Zurück im Diesseits landen wir mit Glazunovs versöhnlichem Idyll schließlich im vertrauten, stimmungsvoll ausgeleuchteten Saal der Halle 1. Doch hier ist das gewohnte Raumverhältnis auf den Kopf gestellt: Das Publikum darf es sich auf der Bühne – auf Hockern, Kissen und Decken – gemütlich machen, während die Musiker:innen von der Besuchertribüne aus spielen. Das Wandelkonzert verwandelt schließlich also auch den Konzertsaal. Denn wer dem Klang folgt, kann Räume völlig neu erleben.